Evolution bei uns Menschen

   
Unterschiedliche Talente bei uns Menschen
Wir Menschen haben unsere Talente und Fähigkeiten auf recht unterschiedlichen Gebieten. Hätten wir jeder alle Talente so müssten unsere Köpfe vermutlich erheblich größer sein. Dass wir also Talente auf unterschiedlichen Gebieten haben ist in unserer Evolution wohl nicht zufällig entstanden.

Selbst wenn wir sehr weit zurück gehen, zu Frühmenschen wo sie vielleicht gerade einfache Unterstände zu bauen begonnen hatten und auch damit begonnen hatten einfache Werkzeuge herzustellen, mag es bei einem Stamm, einer Sippschaft oder wie immer man eine Gruppe von Frühmenschen bezeichnen mag, bereits von Vorteil gewesen sein dass die Mitglieder dieser Gemeinschaft unterschiedliche Talente hatten, aber eben alle Talente in einer Gruppe gut vertreten waren.

Wenn auch nur einer in der Gruppe sich besonders gut auf das Bauen von Unterständen verstanden hat so reichte das ja, die anderen konnten ja mithelfen. Wenn sich auch nur einer in der Gruppe besonders gut auf das Herstellen von Werkzeugen verstanden hat, so war das ja auch genug, verwenden konnten diese Werkzeuge die anderen ja auch.
Das mag in vergleichbarer Weise auch auf die Anwendung dieser Werkzeuge zugetroffen haben, oder auf die Jagd oder auch auf die Verteidigung des Stammesgebiets (oder Revier) dass diese Gruppe beanspruchte.

Eine Spezialisierung auf verschiedene Fähigkeiten mag also schon sehr früh in unserer Evolution zum Menschen von Vorteil gewesen sein. Es hätte einer Gruppe von Frühmenschen nicht viel geholfen, wenn sich alle besonders gut auf das Herstellen von Werkzeugen verstanden hätten, aber nicht so sehr auf deren Anwendung oder etwa auf das Bauen von Unterständen.
Die Summe der Fähigkeiten einer Gruppe mochte dafür entscheidend gewesen sein ob sich eine solche Gruppe behaupten konnte oder eben auch nicht.

Tiere sind weniger unterschiedlich
Nun natürlich gibt es auch bei Tieren, jedenfalls bei höheren Tieren, eine gewisse Bandbreite ihrer Eigenschaften. Nur haben selbst höhere Tiere nicht entfernt die Fähigkeiten von Menschen und dementsprechend sind auch die Unterschiede ihrer Fähigkeiten ungleich geringer.
Auch bei Tieren die in Gruppen leben bestehen keine zu großen Unterschiede. Bei Tieren die als Einzelgänger leben wären unterschiedliche Fähigkeiten so oder so keine Hilfe.

Paarbildung
Nicht ganz uninteressant ist dass bei Menschen eine Paarbildung besteht, was interessanterweise bei Tieren vor allem bei Vögeln vorkommt, die eigentlich in der Evolution recht weit weg von uns sind.
Wenn man eine Parallele sucht so könnte einem auffallen dass in beiden Fällen der Nachwuchs intensive Betreuung braucht und daher beide Elternteile gebraucht werden. Bei den Vogeltieren ist es einfach, es geht einfach darum die Jungvögel in möglichst kurzer Zeit flügge zu bekommen und dafür ausreichend Nahrung herbei zu schaffen. Jungvögel müssen schließlich fliegen können bevor sie das Nest verlassen können. Bei anderen Tieren ist das nicht der Fall.
Wir Menschen kommen völlig hilflos zur Welt und brauchen eine lange intensive Betreuung bis wir selbstständig werden. Ein Zusammenhalt zweier Partner die sich dem Nachwuchs verpflichtet fühlen ist daher hier ein großer Vorteil oder eigentlich eine Notwendigkeit.

Die Paarbildung hatte auch den Vorteil dass schon früh in der Evolution die unterschiedlichsten Talente und Fähigkeiten auf verschiedenen Gebieten weitergegeben wurden.
Bei vielen Tieren spielt hauptsächlich Körperkraft eine Rolle. Körperkraft ist nichts Verkehrtes, aber wenn dies faktisch das einzige Kriterium für die Vermehrung ist, so kann natürlich auch die Selektion für die Weitergabe der Eigenschaften dementsprechend einseitig sein. Bei manchen Tieren führt das dazu dass die männlichen Tiere deutlich größer und kräftiger sind als weibliche Tiere, was sonst wohl kaum einen Vorteil hat. Insbesondere männliche Tiere leben oft als Einzelgänger, sie leisten zur Aufzucht oder auch zur Verteidigung der Jungtiere keinen Beitrag. Das ist nicht gerade vorteilhaft, man sieht hier dass die Evolution durchaus Wege gehen kann die für die Weiterentwicklung dieser Spezies nicht unbedingt von Vorteil sind.

Paradiesvögel
Eine besonders eigenartige Entwicklung sind die Paradiesvögel. Sie kamen vor langer Zeit auf eine Insel auf der es reichlich Nahrung gab und wo sie ursprünglich auch keine Feinde hatten. Ein Weibchen reichte aus um die Jungvögel groß zu ziehen, die Männchen waren als Hilfe nicht mehr notwendig. Anscheinend war die Aussicht auf Vermehrung der Männchen nur mehr von einem möglichst intensiven Balzverhalten abhängig. Die Männchen entwickelten dadurch ein oft geradezu grotesk anmutendes Balzverhalten.
Man sieht hier dass die Evolution unter bestimmten Voraussetzungen geradezu groteske und wenig sinnvolle Wege gehen kann. Während vorher beide Partner notwendig waren um die Jungvögel möglichst rasch flügge zu bekommen, hatten die Männchen nun faktisch keine Aufgabe mehr, sie entwickelten nur ein völlig überzogenes Balzverhalten. Die Umstellung von einem Extrem zum anderen dürfte hier wohl diese durchaus groteske Entwicklung bewirkt haben.

Greifhände und aufrechter Gang
Bei der Evolution zu uns Menschen dürften unsere Greifhände eine wesentliche Rolle gespielt haben. Diese Fähigkeit hat unsere Ahnen in die Lage versetzt Werkzeuge herzustellen oder vielleicht ganz am Anfang auch nur einen Stock zu gebrauchen. Greifhände sind vor allen bei Tieren entstanden die in Bäumen leben. Da wo unsere frühen Ahnen in die Steppe hinaus zogen übernahmen diese Greifhände nun wohl auch andere Funktionen. Gleichzeitig entwickelte sich auch der aufrechte Gang. Das hieß auch das unsere Hände frei wurden für andere Aufgaben und sei es am Anfang auch nur um einen Stock zur Verteidigung zu verwenden.
Unsere Greifhände aber auch der aufrechte Gang, wodurch unsere Hände ja erst frei waren für andere Aufgaben, dürften sehr wesentlich für unsere weitere Evolution gewesen sein.
Es heißt natürlich keineswegs dass die Evolution so hätte verlaufen müssen wie sie verlaufen ist. Denn wenn diese frühen Ahnen einfach kräftiger geworden wären und vielleicht nur Stöcke oder Steine zur Verteidigung verwendet hätten, so hätten sie vermutlich auch überleben können.
Dass unsere Greifhände, die bereits vorher entstanden sind, zusammen mit dem aufrechten Gang einen positiven Einfluss auf unsere Evolution hatten ist wohl kaum eine Frage. Es erklärt aber nicht dass sich die Evolution bei uns Menschen so exorbitant weiter entwickelt hat.
Es ist auch nicht mit einer Selektion zu erklären, denn Selektion kann ja nicht erklären warum überhaupt eine Weiterentwicklung stattfindet. Selektion kann zwar erklären warum manche Arten überleben und manche nicht, aber nicht warum überhaupt eine Weiterentwicklung stattfindet. Offensichtlich besteht ein gewisses Potential zur Weiterentwicklung.
Sicher, es gibt die Mutation, aber ob das eine so exorbitante Weiterentwicklung erklärt erscheint nicht unbedingt wahrscheinlich.

Greifen und aufrechter Gang bei Tieren
Auch bei manchen Tieren hat sich mehr oder weniger eine Art aufrechter Gang entwickelt. Kängurus bewegen sich auf zwei Beinen fort. Aber auch manche Saurierarten bewegten sich bereits auf zwei Beinen. In beiden Fällen sind allerdings die vorderen Gliedmaßen weitgehend verkümmert. Diese Gliedmaßen waren freilich vorher keine Greifhände sondern nur zum Laufen geeignet. Auch sonst waren bzw. sind diese Tiere wohl nicht weit genug entwickelt um damit viel anfangen zu können. Allenfalls verwendeten manche Saurier ihre vorderen Gliedmaßen zum Greifen von Beute. Das ist auch bei manchen der heutigen Raubtiere der Fall, selbst wenn sie mit allen vier Beinen laufen.
Der Umweg über Baumtiere, wo sich die vorderen Gliedmaßen bereits zu Greifhänden entwickelt hatten, ist für eine weitere Evolution wohl eine sehr viel günstigere Voraussetzung.
Auch Eichhörnchen verwenden ihre vorderen Pfoten zum Halten der Nüsse. Man sieht hier eine ganz frühe Entwicklung hin zu Greifhänden, wenngleich hier von richtigen Greifhänden noch keine Rede sein kann. Wenn man die Evolution über Millionen Jahre beobachten könnte, so haben wahrscheinlich Eichhörnchen ein größeres Potential, als Tiere bei denen die vorderen Gliedmaßen nur für das Laufen optimiert sind.
Auch bei Bären, die mitunter auch auf Bäume klettern, besteht eine gewisse Tendenz sich aufzurichten und die vorderen Pfoten etwas zum Greifen zu verwenden.
Auch bei Tieren die ihre vorderen Pfoten zum Graben verwenden, wie etwa Erdmännchen, ist eine Tendenz zum Aufrichten vorhanden.
Die Tendenz sich aufzurichten und die vorderen Gliedmaßen bis zu einem gewissen Grad zum Greifen zu verwenden ist also in Ansätzen bei einer Reihe von Tierarten vorhanden.

Tiere die bereits richtige Greifhände entwickelt haben und die diese auch nicht nur rein zum Klettern gebrauchen, also insbesondere manche Affenarten, haben freilich noch ein weit größeres Potential. Von diesem Ausgangspunkt her haben sich ja auch unsere Ahnen entwickelt.
Eine gewisse Evolution in diese Richtung ist auch bei manchen Vögeln, insbesondere Papageien, zu beobachten. Hier haben sich die Füße zu einem gewissen Grad zu Greiffüßen entwickelt. Papageien zählen bei den Vögeln zu den intelligenteren Tieren. Auch hier sieht man die gemeinsamen Entwicklung von Gliedmaßen die bis zu einem gewissen Grad zum Greifen fähig sind und gleichzeitig eine gewisse Entwicklung zu etwas mehr Intelligenz.

Tiere deren Gliedmaßen rein zum Laufen optimiert sind, wie insbesondere Huftiere, haben ein sehr geringes Potential zu evolutionären Weiterentwicklung. Sie können mit ihren Gliedmaßen schließlich nichts machen als Laufen.
Elefanten haben zwar einen Rüssel aber sehr viel mehr als Grasbüschel ausreißen und Äste von den Bäumen holen können sie damit auch nicht. Elefanten sind große Tiere und erwachsene Tiere müssen Raubtiere nicht fürchten, aber sie sind eher wenig beweglich, ohne ihren Rüssel könnten sie weder fressen noch trinken. Auch Elefanten sind daher eher eine Sackgasse der Evolution.
Giraffen sind sehr groß was es ihnen ermöglicht Laub von den Bäumen zu fressen. Sowohl ihr langer Hals als auch die langen Beine sind dafür optimiert. Dafür wird es für sie beim Trinken etwas umständlich.
Man sieht auch hier dass eine Optimierung für bestimmte Lebensbedingungen auf der anderen Seite zu Einschränkungen führen kann. Unter geänderten Bedingungen, etwa wenn der Baumbestand stark zurück ginge, dürfte auch bei diesen Tieren die Anpassungsfähigkeit sehr begrenzt sein.

Element Wasser
Es gibt übrigens auch die These dass das Element Wasser eine wesentliche Rolle in der frühen Evolution zum Menschen gespielt hat. Das muss keineswegs heißen dass diese frühen Ahnen reine Wasserlebewesen waren sondern dass sie vielleicht an einem Strand mit angrenzenden Wald lebten und einen Teil ihrer Nahrung aus dem Wasser holten. Es wäre ja gut möglich dass sie aus dem Wasser tierische Nahrung erhielten und erst später schrittweise auch zu Jägern wurden. Dass ein solcher Übergang stattgefunden hat ist jedenfalls gut denkbar.
Es ist übrigens keineswegs gesagt dass dieser mögliche Abschnitt über teilweise Wasserlebewesen ganz am Anfang der Evolution zum Menschen gewesen sein muss, es kann ja auch viel später eine solche Phase gegeben haben.
Auch wenn jedes einzelne Indiz für eine solche Entwicklung auch auf andere Weise erklärbar sein mag, so macht der Umstand dass es eine Reihe von Indizien dafür gibt diese These doch wieder etwas wahrscheinlicher. Ein gesichertes Wissen gibt es allerdings weder in die eine noch in die andere Richtung.


Schlusspunkt
Der Umweg über Baumtiere und die damit verbundenen Greifhände aber auch die bereits dort teilweise aufrechte Körperhaltung dürften eine fast schon ideale Voraussetzung für die evolutionäre Weiterentwicklung unserer frühen Ahnen gewesen sein. Auch die Aufteilung verschiedener Fähigkeiten auf verschiedene Individien dürfte schon sehr früh von Vorteil gewesen sein.
Allerdings, so sehr die Greifhände und der aufrechte Gang eine ideale Voraussetzung für die evolutionäre Weiterentwicklung gewesen sein mögen, es erklärt nicht warum überhaupt ein Fortgang in der Evolution stattfindet, und es erklärt erst recht nicht warum zu uns Menschen ein so exorbitanter Schritt der Evolution stattgefunden hat.
Hier mögen noch viele Erkenntnisse in der Zukunft liegen.




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21.2.2021                   aktualisiert:    17.1.2022

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