Warum gibt es keine Saurier mehr?
 
Wechselwarme und gleichwarme Tiere



Warum gibt es keine Saurier mehr?
Krokodile gab es bereits zu Zeiten der Saurier und sie haben überlebt. Die interessantere Frage ist daher eher warum es nur wenige größere Echsen gibt.
Es mag durchaus richtig sein dass die Saurier durch eine große Naturkatastrophe ausgestorben sind. Es war damals aber auch das Klima sehr viel heißer, für so große Echsen wie es die Saurier waren, wäre das heutige Klima wohl zu kalt.

Wechselwarme Tiere
Und das ist bereits wohl auch der eigentliche Punkt. Echsen sind
wechselwarme Tiere (Kaltblüter), ihre Körpertemperatur hängt von der Umgebungstemperatur ab. Wenn es warm ist haben sie gegenüber den gleichwarmen Säugetieren und Vögeln (Warmblüter) keinen Nachteil.
Bei kalten Temperaturen werden wechselwarme Tiere dagegen zunehmend unbeweglicher bis bewegungsunfähig. Dafür kommen sie mit sehr viel weniger Nahrung aus und sie können es sogar über lange Zeit ohne Nahrung aushalten. Ihre Wärmeenergie beziehen sie ja nicht aus der Nahrung sondern aus der Umgebungstemperatur.

Anzumerken wäre noch dass die Bezeichnungen Kaltblüter und
Warmblüter bei Pferden eine völlig andere Bedeutung haben (Zugpferde und Reitpferde), was wohl der Grund dafür ist dass man heute im gegenständlichen Fall die Bezeichnungen wechselwarm (früher Kaltblüter) und gleichwarm (früher Warmblüter) verwendet.

Krokodile
Ein warmer Fluss wie der Nil ist für große Echsen wohl eine geradezu ideale Nische. Ihre Körpertemperatur ist immer ausreichend um beweglich zu bleiben. Unter diesen Voraussetzungen haben die wechselwarmen Echsen keinen Nachteil, und mit weniger Nahrung auszukommen ist sogar ein Vorteil.
Auch in einigen anderen größeren warmen Flüssen haben vergleichsweise große Echsen (Alligatoren) überlebt, wenngleich sie nicht so groß sind wie die Krokodile im Nil.
Dass also große Echsen wie die Krokodile in einem großen warmen Fluss überleben konnten ist daher nicht so überraschend.
Die Krokodile gab es bereits zu Zeiten der Saurier und sie haben überlebt.

Komodowaran
Eine weitere größere Art von Echsen ist der Komodowaran. Dieses Tier lebt auf einigen wenigen Inseln Indonesiens. Auch hier ist es wieder reichlich warm. Darüber hinaus besteht auf diesen Inseln keine Konkurrenz durch größere Säugetiere, zumindest nicht durch größere Raubtiere.
Man sieht auch hier wieder dass größere Echsen
unter spezifischen Umständen überleben können.

Schlangen
Weitere größere wechselwarme Tiere sind die Schlangen. Auch große Schlangen kommen nur in reichlich warmen Gebieten vor.
Der extrem schlanke Körper der Schlangen ist bei der Wärmeaufnahme aus der Umgebung ein nicht unwesentlicher Vorteil. Eine weitere Überlebenshilfe für Schlangen ist dass viele Arten giftig und damit für alle anderen Lebewesen sehr gefährlich sind. Von daher kommt wohl unsere natürliche Abneigung gegen Schlangen, wenngleich ihr Aussehen auch eine Rolle spielen mag.
Auch hier sieht man wieder das größere wechselwarme Tiere unter spezifischen Voraussetzungen überleben können.

Galapagos Inseln
Auch ganz interessant sind in diesem Zusammenhang die Echsen der Galapagos Inseln. Die Echsen dort sind zwar nicht sonderlich groß aber man sieht dass Echsen ohne Konkurrenz von Säugetieren prächtig gedeihen können.

Kleine wechselwarme Tiere

Kleine wechselwarme Tiere wie kleine Echsen haben den Vorteil dass sie sich zwischen Pflanzen, im Unterholz oder in kleinen Erdhöhlen verkriechen können wenn sie durch die niedrige Temperatur zunehmend bewegungsunfähig werden. Das trifft im Prinzip auch auf viele Schlangen zu. 
Bei großen Tieren ist das nicht möglich.
Kleine wechselwarme Tiere können daher eher gegen die Konkurrenz der gleichwarmen Tiere bestehen. Allerdings haben auch kleinere wechselwarme Tiere in warmen Klimazonen bessere Überlebensmöglichkeiten.




Wärmeschutz
Gleichwarme Tiere, also Säugetiere und Vögel,  haben ein Fell oder Federn als Wärmeschutz.
Bei wechselwarmen Tieren, also insbesondere Reptilien, hätte ein Wärmeschutz
 keinen Sinn. Wechselwarme Tiere müssen ja möglichst die Temperatur der warmen Umgebung (bzw. die Wärmestrahlen der Sonne) aufnehmen um bewegungsfähig zu bleiben. Bei kalten Temperaturen werden sie dagegen so oder so bewegungsunfähig.

Lebensraum Wasser
Ein weiterer interessanter Lebensbereich ist das Meer.
Auch Fische sind wechselwarme Tiere.
Es gibt nur wenige
 Säugetiere die ausschließlich im Meer leben und das sind vor allem die Wale.
Das Meerwasser hat eine sehr viel gleichmäßigere Temperatur als die Luft an Land.
Säugetiere haben eine Körpertemperatur die wesentlich über der Wassertemperatur liegt. Jeder weiß aus eigener Erfahrung dass wir 15 Grad kaltes Wasser bereits als reichlich kalt empfinden, bei einer Lufttemperatur haben wir mit 15 Grad kein Problem.
Das hat auch einen Grund. Wasser hat nicht nur eine viel größere Dichte als Luft sondern vor allem ist der Wärmeübergang zu kälteren Wasser sehr viel größer als zu kälterer Luft. Den Verlust an Wärme empfinden wir als kalt.
Hinzu kommt dass wir uns gegen kalte Luft mit Bekleidung (Tiere mit Fell bzw. Vögel mit Federn) schützen können. Das funktioniert im Wasser nicht.

Wale, Robben und Pinguine
Wale haben daher eine dicke Speckschicht und sie sind große Tiere. Die Größe der Wale hat den Vorteil dass die Oberfläche der Tiere im Verhältnis zum Volumen kleiner ist. Das Volumen eines Körpers nimmt nämlich mit der dritten Potenz zu während die Oberfläche nur mit dem Quadrat zunimmt. Der Wärmeübergang ist daher im Verhältnis zum Körpervolumen bei großen Tieren kleiner, sie verlieren daher im kühleren Wasser weniger Wärme. Es ist daher keineswegs ein Zufall dass Wale, als im Wasser lebende Säugetiere, sehr groß sind.
Die verschiedenen Robbenarten (Säugetiere) und Pinguine (Vögel) sind auch mehr oder weniger an das Wasserleben angepasst, sie leben aber nicht dauernd im Wasser. Bezeichnend ist dass diese Tiere zu einem guten Teil in kalten bis sehr kalten Regionen leben. Ihre Anpassung an den großen Wärmeverlust im Wasser ermöglicht es ihnen auch in sehr kalten Gebieten zu leben.

Delphine
Recht interessant sind in diesem Zusammenhang auch die Delphine. Delphine sind den Walen verwandt und sind daher ebenfalls gleichwarme Säugetiere. Sie leben ausschließlich im Wasser, sie sind aber im Gegensatz zu den Walen nicht sonderlich groß.
Delphine verfügen über eine Echolotung mit der sie Beute lokalisieren können und sie sind intelligente Tiere. Diese beiden Eigenschaften machen sie wohl zu besonders erfolgreichen Jägern.
Den Umstand dass Säugetiere viel Nahrung brauchen um insbesondere im Wasser ihre Körpertemperatur zu halten wird hier wohl dadurch kompensiert dass sie sehr erfolgreiche Jäger sind.

Wasser - Land
Die gleichwarme Körpertemperatur (Warmblüter) der Säugetiere und Vögel ist also im Wasser mit seiner viel gleichmäßigeren Temperatur, die aber unter der Körpertemperatur liegt, kein Vorteil sondern eher ein Nachteil.
Es ist daher nicht wirklich überraschend dass insbesondere im Meer fast nur wechselwarme Tiere (Kaltblüter) leben.
Dagegen haben Tiere mit gleichwarmer Körpertemperatur an Land mit den wesentlich größeren Temperaturschwankungen aber auch mit dem geringeren Wärmeübergang einen erheblichen Vorteil, sie bleiben immer gleich beweglich was bei wechselwarmen Tieren unter diesen Umständen nicht der Fall ist.
Es ist daher kein Wunder dass es am Land größere wechselwarme Tiere nur in einigen Nischen gibt.


Landsäugetiere ohne Fell
Nicht ganz uninteressant ist diesem Zusammenhang auch, dass sehr große Landsäugetiere, also insbesondere Elefanten und Nashörner, auch kein Fell besitzen. Das ist wohl darauf zurückzuführen dass bei großen Tieren die Oberfläche im Verhältnis zum Volumen kleiner ist. Ein Fell ist daher zumindest in warmen Gebieten überflüssig.
Dagegen hatten Mammute ein Fell, in sehr kalten Gebieten ist ein Wärmeschutz auch bei großen Tieren notwendig. Bei Säugetieren die zu einem großen Teil im Wasser leben (Robben) kann dagegen das Fell keinen dauerhaften Schutz bieten und eine Speckschicht wirkt hier als Wärmeschutz.
Analoges gilt auch für Pinguine.
Auch Nilpferde sind große Säugetiere aber diese Tiere leben ebenfalls zu einem großen Teil im Wasser wo das Fell auf Dauer ohnehin keinen Schutz bietet.

Menschen
Dass wir Menschen das Fell unserer frühen Ahnen verloren haben ist dagegen ein ganz anderes Thema.
Es liegt wohl daran dass es unsere Ahnen bereits lange zurück geschafft haben zumindest einfache Unterstände zu bauen und sich gegen Witterung und Temperaturschwankungen mit einfacher Bekleidung zu schützen. Das erlaubt eine bessere Anpassung an sehr verschiedene Witterungsbedingungen, das Fell war daher wohl nicht mehr nützlich.
Es zeigt übrigens auch den Einfluss unserer mentalen Fähigkeiten auf unsere körperliche Evolution.
Allerdings kann auch bei der Evolution zu uns Menschen das Element Wasser eine Rolle gespielt haben.

Haustiere
Auch unser Hausschwein hat sein Fell verloren. Das hat wohl damit zu tun dass dieses Tier bereits seit Jahrtausenden in geschlossenen Räumen gehalten wird. Die weiße Haut dieser Tiere ermöglicht übrigens eine bessere Aufnahme der Lichtstrahlen wovon in geschlossenen Räumen nicht zuviel vorhanden ist.
Andere Haustiere die viel mehr im Freien gehalten werden haben ihr Fell nicht verloren.

Säugetiere und Vögel
Wenn es so stimmt dass sich die Säugetiere sehr viel früher von reptilienartigen Vorfahren abgezweigt haben als die Vögel, so muss das wohl heißen dass hier gleichwarme Tiere, also Tiere mit geregelter und gleichmäßiger Körpertemperatur, zwei mal unabhängig voneinander entstanden sind. Auch der Blutkreislauf hat sich dabei in gleicher Weise weiter entwickelt.
Das ist ein interessanter Aspekt der Evolution den im allgemeinen weisen gleiche Eigenschaften (z. B. Lunge) auf gemeinsame frühe Ahnen hin.
Tatsächlich sind Säugetiere und Vögel in vieler Hinsicht sehr unterschiedlich:
Lebende Junge die gesäugt werden  -  Eier
Fell - Federn
Zähne - Schnabel
Normale Beine - Beine und Füße mit einer Hornhaut überzogen.
Gemeinsame Ahnen liegen also tatsächlich sehr weit zurück.
Dass hier die Temperaturregelung, also gleichwarme Tiere, aber auch ein geänderter Blutkreislauf unabhängig voneinander in gleicher Weise entstanden sind, ist schon sehr interessant. Es kann natürlich heißen dass das einfach der nächste naheliegende Schritt der Evolution aus einer bestehenden Phase der Evolution war. Auch Robben (Säugetiere) und Pinguine (Vögel) haben sich zu vergleichsweise ähnlichen Wassertieren zurück entwickelt.
Allerdings könnte man sich auch die Frage stellen ob der Stammbaum der Evolution, insbesondere das wesentlich spätere Abzweigen der Vögel von den Reptilien völlig gesichert ist. Tatsächlich sind diese Stammbäume mitunter durchaus unterschiedlich gezeichnet, es besteht also diesbezüglich wohl auch keine zu große Sicherheit.

Das ist zwar schon etwas weit weg vom eigentlichen Thema aber über das Thema Evolution ergibt sich eine ganz interessante Verbindung.

Nilpferde und Krokodile
Nicht ganz uninteressant ist auch der Vergleich zwischen Nilpferden und Krokodilen.
Krokodile leben fast ausschließlich im Wasser und ihre schlanke Körperform ist daher dem Wasserleben angepasst, ein schlanker Körper ist schließlich für die Beweglichkeit im Wasser ein Vorteil. Nilpferde haben dagegen, wie manche Landtiere, einen wesentlich plumperen Körper, sie gehen zur Nahrungsaufnahme ja auch an Land.
Der schlanke Körper der Krokodile (wechselwarme Tiere) hat im Wasser aber auch den Vorteil dass ihr Körper dadurch leichter die warme Temperatur des Wassers annimmt. Bei den Nilpferden (gleichwarme Säugetiere) wäre dagegen eine große Körperoberfläche kein Vorteil da ihre Körpertemperatur ja nicht von der Wärmeaufnahme aus dem Wasser abhängig ist. Eine große Körperoberfläche wäre an Land bei kühleren Temperaturen in der Nacht sogar ein Nachteil.
Die Körperform der beiden Tiere ist zwar eine Anpassung an ihre jeweilige Lebensart (Bewegung hauptsächlich bzw. nur teilweise im Wasser), es kommt aber auch dem unterschiedlichen Wärmeaustausch bei wechselwarmen Tieren (Aufnahme von Wärme aus der Umgebung) und gleichwarmen Tieren (Wärmeverlust an die Umgebung) entgegen.

Evolution Nilpferde
Bei Nilpferden sieht man übrigens auch den ersten Schritt der Evolution einer Rückentwicklung von Landtieren zu Wassertieren.
Auch Krokodile atmen mit Lungen, sie sind ebenfalls eine Rückentwicklung vom Landtier zu einem weitgehenden Wassertier. Nur dass hier diese Rückentwicklung schon sehr viel weiter zurück liegt.


Schlanker Körperbau
Der schlanke bis sehr schlanke Körper ist überhaupt bei wechselwarmen Tieren wesentlich häufiger zu beobachten. Extremfälle wie Schlangen kommen bei den gleichwarmen Säugetieren und Vögeln überhaupt nicht vor. Der extrem schlanke Körper der Schlangen ist für die Wärmaufnahme aus der Umgebung geradezu eine Optimierung.
Bei wechselwarmen Tieren ist die Erwärmung des ganzen Körpers durch die Umgebung ein Vorteil, bei gleichwarmen Tieren würde eine große Oberfläche insbesondere bei kühleren Temperaturen nur Wärmeverlust bedeuten.

Evolution Schlangen
Bei Schlangen könnte man übrigens spekulieren ob ihre frühesten Ahnen in Morast oder ähnlichen Untergrund entstanden sind, nämlich dort wo für die zunehmend länger werdenden Echsen mit den Beinen ohnehin kein gutes Fortkommen war. Das ist schon spekulativ aber jedenfalls gut möglich.

Auch das ist wieder etwas weit weg vom eigentlichen Thema aber zum Thema Evolution wechselwarmer und gleichwarmer Tiere passt es ganz gut.

Gleichwarme Saurier?
Es gibt auch die These dass manche Saurier bis zu einem gewissen Grad gleichwarme Tiere waren. Das ist zwar nicht ausgeschlossen, aber dass die Saurier zur Gänze ausgestorben sind, auch die kleineren Arten, spricht nicht für eine solche Anpassungsfähigkeit.
Teilweise wird auch behauptet dass sich die Saurier immer weiter verkleinert hätten bevor sie ausgestorben sind. Wahrscheinlicher ist wohl dass kleinere Arten länger überlebt haben. Das weist auch darauf hin dass eher Klimaänderungen die Ursache des Aussterbens waren, was allerdings eine drastische Naturkatastrophe nicht ausschließt. Auch dass das Aussterben der Saurier über einen längeren Zeitraum hinweg geschah weist eher darauf hin dass eine Klimaveränderung die Hauptursache war. Allerdings kann man nicht ausschließen dass eine nicht zu drastische Naturkatastrophe eine längerfristige Klimaveränderung bewirkt hat.

Schlusspunkt
Dass Saurier durch eine Naturkatastrophe ausgestorben sind mag sein. Dass aber größere Echsen nur in einigen Nischengebieten leben hat seinen Grund wohl darin dass ihre wechselwarme Natur (Kaltblüter) an Land mit den großen Temperaturschwankungen der Luft ein erheblicher Nachteil ist. Wechselwarme Tiere verlieren bei niedrigen Temperaturen schließlich zunehmend ihre Bewegungsfähigkeit und werden bei kalten Temperaturen überhaupt bewegungsunfähig.
Große und erst recht sehr große wechselwarme Tiere sind hier ganz einfach gegenüber den gleichwarmen Tieren (Warmblüter) nicht wirklich konkurrenzfähig.





Anmerkung
Für wechselwarm werden auch die Begriffe poikilotherm und ektotherm verwendet und für gleichwarm die Begriffe homoiotherm (auch homöotherm) oder endotherm. Diese Begriffe haben den nicht unerheblichen Vorteil dass nicht jeder gleich weiß worum es sich handelt.





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9.10.2019                 aktualisiert:  17.1.2022

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