Küppers Farbenlehre

Wenn man sich für das Thema Farbe interessiert, so gerät man auch an Küppers Farbenlehre und beginnt sich bald zu wundern. Küppers Farbenlehre hat mit anderen Seiten die sich ernsthaft mit dem Thema Farbe beschäftigen nur wenig gemeinsam.
Küppers behauptet eine "übergeordnete Farbenlehre" anzubieten, wovon in Wirklichkeit nicht die Rede sein kann.

Es beginnt damit dass Küppers einen praktisch gleichmäßigen Abstand zwischen den Frequenzbereichen der drei Zäpfchenarten unserer Augen für Rot, Grün und Blau behauptet. Das stimmt mit dem heutigen Wissensstand überhaupt nicht überein, nach heutigen Wissensstand besteht insbesondere zwischen den Zäpfchen für den roten und grünen Bereich eine große Überschneidung. Das ist übrigens schon sehr lange bekannt. Küppers meint sogar die genauen Frequenzen für die drei Zäpfchenarten angeben zu können. Küppers kommt aus dem Bereich des angewandten Farbdrucks, mit welchen Mitteln er die Frequenzen der Zäpfchen bestimmt haben will sagt Küppers freilich nicht.

Küppers sagt dass unsere Sehorgane für das Farbsehen verantwortlich sein sollen. Das macht so keinen Sinn, die Zäpfchen in den Augen registrieren zwar verschiedene Frequenzbereiche des Lichts, das eigentliche Sehen von Farbe entsteht aber wohl in unserem Kopf.

Als nächstes will Küppers statt Rot ein Rotorange und statt Blau ein Blauviolett als Grundfarben erkannt haben. Worauf diese Erkenntnis beruht sagt Küppers wieder nicht. Selbst wenn der Frequenzbereich den wir als reines Rot oder Blau sehen zum Frequenzbereich der einzelnen Zäpfchen etwas frequenzverschoben sein mag, so gibt es keinen Grund warum wir nicht die Farben die wir als reines Rot oder Blau sehen als Grundfarben verwenden sollten. Jeder Bildschirm zeigt schließlich dass die RGB-Farben (Rot-Grün-Blau) doch recht gut funktionieren.

Küppers verwendet ein Farbsechseck in das er als Grundfarben neben Grün sein Rotorange und sein Blauviolett einträgt.
Als nächstes behauptet Küppers dass es falsch wäre einen Farbkreis zu verwenden und man ein Farbsechseck verwenden müsse. Auch das macht keinen Sinn. Da sich die Zusammensetzung der Farbkomponenten ja über einen Kreis kontinuierlich verändert ist der Farbkreis jedenfalls die sinnvollere Darstellungsweise.
In seinem Farbstern, den Küppers als Farbensonne bezeichnet, verwendet er ein Zwölfeck um weitere Zwischenfarben darzustellen und nähert sich damit dem Kreis wieder an. Dass sich Küppers damit in Widerspruch zu seiner Aussage zum Sechseck begibt bemerkt Küppers wohl nicht einmal.

Als nächstes bezeichnet Küppers die Farben als Urkräfte und sieht sie auch als Vektoren wie Kräfte an, was endgültig ein Unsinn ist. Unser Farbempfinden hat mit Kräften nichts gemein, weil man etwas auf Achsen auftragen kann wird es noch nicht zu einem Vektor. Der Begriff einer Urkraft für Farben gehört allenfalls ins vorvorige Jahrhundert, aber eigentlich noch vor Newtons physikalische Erkenntnisse über Farben.
Ein Vektor ist eine physikalische Größe für die man auch eine Richtung angeben kann, also z.B. eine Kraft oder eine Geschwindigkeit. Eine physikalische Größe ohne Richtung ist etwa eine Frequenz oder eine Temperatur. Da unser Farbempfinden ja erst in unserem Kopf entsteht ist Farbe keine physikalische Größe und schon erst recht nicht ein Vektor. Man sollte zumindest einigermaßen wissen was ein Vektor ist wenn man einen solchen Begriff anwenden will.

Küppers meint nun einen Rhomboeder als idealen Farbkörper ansehen zu müssen, wobei er die Achsen dieses Körpers fälschlicherweise für Vektoren hält.
Den Rhomboeder kann man sich als einen auf die schwarze Spitze gestellten Farbwürfel vorstellen wobei die Quadrate trapezförmig zusammengedrückt werden, also zu Rhombusse werden.
Es ist wirklich nicht zu sehen welchen Vorteil ein Rhomboeder als Farbkörper gegenüber dem meistens verwendeten Farbwürfel haben sollte. Durch den spitzen Winkel der Achsen zueinander wird der Zusammenhang zwischen den einzelnen Farbkomponenten nur unanschaulicher. Allenfalls könnte man es als einen Vorteil ansehen dass die Schwarz-Weiß Diagonale, hier senkrecht dargestellt, dem großen Helligkeitsunterschied zwischen Schwarz und Weiß besser wiedergibt. Es ist zwar nichts falsch daran einen Rhomboeder als Farbkörper zu verwenden, aber für die Veranschaulichung der Zusammenhänge zwischen den Farbkomponenten ist ein Farbwürfel jedenfalls besser geeignet.
Küppers Meinung dass gerade der Rhomboeder den Gesetzmäßigkeiten des Sehens unserer Augen entsprechen sollte ist durch absolut nichts begründet.
Küppers teilt seinen Rhomboeder in Teilkörper auf und legt jede Menge Schnitte durch die Körper. Natürlich kann man durch einen Farbkörper Schnitte gleicher Helligkeit, gleicher Farbsättigung, gleichen Farbtons, etc. legen aber welche Erkenntnis damit verbunden sein sollte steht in den Sternen.
Küppers schreibt auch dass seine Leser seinen Rhomboeder nicht verstünden und verwendet alternativ eine Doppelpyramide mit sechseckiger Grundfläche. Ob der Rhomboeder schwer verständlich ist kann man geteilter Meinung sein, unanschaulich ist er auf jeden Fall und daher als Farbmodell auch nicht sinnvoll.

Eigenartigerweise verwendet Küppers für die Darstellung in seinem Rhomboeder die reinen Farben Rot und Blau wenngleich er R (O) bzw. B (V) für Orange und Violett dazu schreibt. Auch bei seinem "Basisschema" eine Art Sechseck mit einem zusätzlichen Schwarz-Weißen Balken verwendet Küppers reines Rot und reines Blau an den Ecken. Das widerspricht jedenfalls seiner Aussage dass die Grundfarben Rotorange und Blauviolett wären.

Küppers lehnt auch die übliche Definition der Farben durch die Begriffe Helligkeit, Farbton und Farbsättigung ab. "Buntart" sind bei Küppers die sechs Farben des Farbkreises und das ist daher dem Farbton ähnlich. "Buntgrad" entspricht der Farbsättigung. Die Farben Schwarz und Weiß bezeichnet er als "Unbuntart". Den Schwarz-Weißanteil bezeichnet er als "Unbuntgrad" das entspricht der Differenz zwischen "Buntgrad" (Sättigung) und 100 Prozent.
Da im "Unbuntgrad" Schwarz und Weiß enthalten sind wird die Helligkeit hier nur durch den Schwarz- und Weißanteil definiert. Die Sättigung wird dafür durch Buntgrad und Unbuntgrad faktisch doppelt definiert.
Der Begriff Helligkeit wird nur für das Helligkeitsempfinden verwendet nicht aber durch die Farbkomponenten definiert.
Einen Schwarz-Weiß Anteil zu definieren mag für den speziellen Fall des Farbdrucks, wo man eben mit dem Anteil ganz bestimmter Farben arbeiten muss, zweckmäßig sein. Für eine allgemeine Farbenlehre ist es aber überflüssig und nur reichlich umständlich zu handhaben.
Da beim Farbdruck aber nur drei Farben des Farbkreises verwendet werden und nicht sechs, dürfte die einzige Anwendung der Farbdefinition Küppers die Farblehre Küppers sein.

Küppers verwendet für die Farbkomponenten die Werte 0 bis 99 was vor dem Computerzeitalter nicht verkehrt war. Diese Zahlenwerte nennt Küppers nun "Empfindungsquanten". In diesem Zusammenhang macht der Begriff Quanten allerdings keinen Sinn, es passt allenfalls zu Küppers Unverständnis für physikalische Begriffe.

Wenn es nach Küppers geht darf man den Begriff Farbe auch nur für Farbstoffe (Druckfarben, Malfarben, Lacke, etc.) verwenden aber nicht für Farbe allgemein. Farbfernsehen oder Farbfotografie müssen daher nach seiner Auffassung "Buntfernsehen" oder "Buntfotografie" heißen. Doppelbedeutungen gibt es in jeder Sprache und es wäre auch belanglos, es zeigt aber recht gut wie Küppers alles in sein grob vereinfachtes Weltbild zwängen will.


Das CIE-Farbmodell dass seit den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts für exakte Farbdefinition verwendet wird ignoriert Küppers völlig und es ist seiner Meinung auch falsch. Wie er diese exakte Farbdefinition mit seinem Farbsechseck ersetzen will sagt Küppers nicht.

Die heutigen Methoden der Farbbearbeitung mit Farbprogrammen kommt bei Küppers nicht vor. Das ist allerdings damit erklärbar dass Küppers Farbenlehre vor dem Computerzeitalter entstanden ist.

Küppers "Farbenlehre" beruht teilweise auf den Wissensstand des vorvorigen Jahrhunderts oder noch früher, manche Behauptungen sind ganz einfach glatter Unsinn. Die Farbmodelle die Küppers verwendet sind unanschaulicher und umständlicher als die Modelle die heute allgemein verwendet werden, sie sind daher überflüssig.
Der Anspruch Küppers einer "übergeordneten Farbenlehre" ist jenseits von grotesk. Es ist eher die Frage wie Küppers Farbenlehre sich in den 80er und 90er Jahren so weit verbreiten konnte.
Nun Küppers war ein Fachmann des angewandten Farbdrucks und hat auf diesem Gebiet auch veröffentlicht. Dies dürfte ihm auch alle Verlagstüren geöffnet haben. Die Lektoren vermochten wohl nicht zu beurteilen was es mit Küppers Farbenlehre auf sich hat und die Laien die seine Bücher kauften erst recht nicht. Die Zeiten des Internets wo sich jeder sehr viel leichter selbst ein Bild machen kann lagen noch in der Zukunft. Mit entsprechender Werbung ließen sich Küppers Bücher daher großartig verkaufen.
Küppers mag ein Fachmann auf dem Gebiet des angewandten Farbdrucks sein, für eine allgemeine Farbenlehre fehlen ihm aber völlig die theoretischen Grundlagen.
Daran ändert sich auch nichts wenn Küppers keine Gelegenheit auslässt um in der dritten Person von "Küppers Farbenlehre" bzw. den "Erkenntnissen aus Küppers Farbenlehre" zu sprechen. Worin diese "Erkenntnisse" liegen sollten ist beim besten Willen nicht nachvollziehbar.

Da Küppers Farbenlehre nicht im entferntesten heutigen Wissensstand entspricht vermittelt diese "Lehre" nicht Wissen über Farbe sondern eher das Gegenteil. Küppers Farbenlehre ist daher für die Wissensvermittlung über Farben ganz einfach kontraproduktiv.

Es mag übrigens wohl auch manch einem verwundern, wenn er eines von Küppers Büchern kauft die verschiedentlich noch erhältlich sind, und dann eine skurrile Farbenlehre erhält die kaum etwas mit dem heutigen Wissensstand über Farben gemeinsam hat.




Hier sind noch einmal die beiden Links zu ausführlicher Kritik an "Küppers Farbenlehre".

Kritik an Küppers Farbenlehre

Kritiken an Küppers und Ittens Farbenlehren



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26.4.2018                aktualisiert:   3.5.2022

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