Spiegelbild Spiegelparadoxon Seitenverkehrt
Warum
sieht man im Spiegel
Links - Rechts
seitenverkehrt?
(aber nicht Oben - Unten)
Nun, wie man im folgenden Bild 1 sieht
ist das liegende Männchen im Spiegel genau so seitenverkehrt, nur dass hier
Links und Rechts in Richtung Oben und Unten des Spiegels als
seitenverkehrt erscheint. Ganz offensichtlich registrieren wir immer
jene Richtung als seitenverkehrt wo sich bei einem Objekt gerade die
Links-Rechts
Achse befindet.
Vorne und hinten werden vertauscht
Im Prinzip vertauscht der
Spiegel ja auch nicht Links und Rechts sondern er vertauscht durch die
Umkehrung der Lichtstrahlen Vorne und Hinten.
Tatsächlich sehen wir im Spiegel immer die Richtung normal auf die Ebene des Spiegels (Vorne-Hinten) als umgekehrt.
Das mag offensichtlich erscheinen es ist uns im allgemeinen aber nur wenig bewusst.
Wir nehmen also nicht jene Richtung als spiegelbildlich wahr die eigentlich tatsächlich spiegelbildlich ist!
Wollte man so aus dem Spiegel heraus schauen wie wir unser Spiegelbild
herausschauen sehen, so
müssten wir uns ja um eine Längsachse um 180 Grad drehen,
womit unsere Vorne-Hinten Achse vertauscht würde aber unsere
Links-Rechts Achse eben auch, so wie es
im Bild 1 neben dem Spiegel (A und B) dargestellt ist. Dagegen bleibt
in der Ebene des Spiegels (Oben-Unten Achse und Links-Rechts Achse)
alles dort wo es ist, es wird nur die Vorne-Hinten Achse vertauscht.
Wenn man sich um eine Achse dreht so ändern sich immer die
Richtungen der beiden anderen Achsen, im Spiegel ändert sich aber
nur
eine Richtung.
Das Spiegelbild ist also im Prinzip deshalb seitenverkehrt weil nur die
Richtung einer Achse (Vorne-Hinten) vertauscht wird.
Interessant ist nun freilich dass
uns immer die Links-Rechts Achse als
seitenverkehrt erscheint ganz unabhängig davon in welcher Richtung
sich die Links-Rechts Achse gerade befindet.
Offensichtlich denken wir
uns unbewusst ein Objekt (bzw. uns selbst) immer so um eine Achse gedreht so dass
die Links-Rechts Achse im Spiegel seitenverkehrt dazu ist.
Oder anders
ausgedrückt:
Wir nehmen unbewusst immer unsere Oben-Unten Achse
und
unsere Vorne-Hinten Achse als Bezugsrichtungen wahr und registrieren im
Verhältnis dazu die Links-Rechts Achse als
seitenverkehrt.
Wir registrieren also die beiden Achsen in denen wir unsymmetrisch
sind (Oben-Unten und Vorne-Hinten) unbewusst als Bezugsachsen und die
Achse in der wir weitgehend symmetrisch sind (Links-Rechts) im
Verhältnis dazu als seitenverkehrt.
An Objekten wo es kein Links und Rechts gibt registrieren wir
normalerweise überhaupt nicht dass sie im Spiegel
seitenverkehrt erscheinen.
Man kann jede Richtung als seitenverkehrt ansehen
Man könnte sich die beiden Männchen auch genau so gut um ihre
Querachse gedreht denken (C und D in Bild 1) dann wäre die Oben-Unten Richtung der
Männchen im Spiegel verkehrt.
Es erschiene uns beim stehenden Männchen zwar etwas eigenartig da wir nicht auf den Kopf
gestellt herum laufen, rein geometrisch wäre das aber völlig
gleichwertig.
Erst recht ist natürlich die Vorne-Hinten Achse spiegelbildlich,
das ist ja jene Richtung die im Spiegel tatsächlich umgekehrt ist.
Es ist also nur die Frage welche Richtung wir unbewusst, im
Verhältnis zu den anderen beiden Richtugen, als seitenverkehrt
registrieren.
Das ganze Spiegelbild ist seitenverkehrt
Wir registrieren seitenverkehrt offensichtlich immer nur an einzelnen Objekten, tatsächlich ist aber immer das ganze Spiegelbild seitenverkehrt.
Bild 2
In Bild 2 sind wieder in gleicher Weise
die beiden Männchen und ihr Spiegelbild dargestellt. Wenn man nun
ein Foto von den Männchen von vorne macht und dieses Foto um
die senkrechte Achse dreht so sieht dieses Foto so aus wie es in Bild 2 rechts unten (B)
dargestellt ist. Das Foto als ganzes ist zum Spiegelbild
seitenverkehrt, wir registrieren seitenverkehrt aber nur jeweils an den einzelnen
Männchen wie rechts oben im Bild (A). Beim Drehen um die
senkrechte Achse dreht sich die Vorne-Hinten Achse um 180 Grad, die Quer-Achse aber auch.
Das stehende Männchen wird um
seine Längsachse gedreht, wie beim Gesamtbild ändern damit
die Vorne-Hinten Achse und die Links-Rechts Achse ihre Richtung.
Das liegende Männchen dreht sich dabei um seine Links-Rechts Achse und es
wird neben der Vorne-Hinten Achse auch die Oben-Unten Achse des
Männchens um 180 Grad gedreht. Bei einem um seine Achse
gedrehten Foto stimmt natürlich zwangsläufig alles, es ändern immer auch zwei Achsen ihre Richtung.
Wenn man das Foto um seine waagrechte Achse um 180 drehen wollte
(C) stimmt natürlich auch alles, nur das eben ein Männchen auf
den Kopf gestellt ist. Nachdem wir nicht auf dem Kopf gestellt
herum laufen erscheint uns das zwar eigenartig, rein geometrisch ist
das aber gleichwertig.
Da im Spiegel ja Vorne und Hinten
vertauscht ist, kann man natürlich erst recht auch diese Richtung
als seitenverkehrt ansehen.
Man sieht hier dass in Wirklichkeit immer das ganze Spiegelbild
seitenverkehrt ist, wobei man es sich aussuchen kann in welche Richtung
man das Spiegelbild als seitenverkehrt ansehen will.
Tatsächlich registrieren wir aber immer die Links-Rechts Achse einzelner Objekte als
seitenverkehrt und das auch nur an Objekten bei denen eine
Links-Rechts Achse definierbar ist. Nachdem wir also nur einzelne
Objekte, bei denen eine Links-Rechts Achse definierbar ist, als
seitenverkehrt registrieren, nicht aber am Rest eines Bildes, erscheint
uns das Spiegelbild wohl tatsächlich als etwas eigenartig.
Auto im Rückspiegel
Den gleichen Effekt haben wir wenn wir im Rückspiegel eines Autos
ein anderes Auto sehen.
Wir registrieren nur am Auto dass es seitenverkehrt ist, nicht aber an
dessen Umgebung. Denn wenn wir ein Foto von dem machen wollten was
wir im Rückspiegel sehen und es neben den Spiegel halten so
wäre wieder das ganze Spiegelbild seitenverkehrt.
Oder wenn wir
uns umdrehen um das was wir im Spiegel sehen direkt zu sehen, so drehen
wir uns um unsere Längsachse und unser persönliches
Vorne-Hinten aber auch unser persönliches Links-Rechts wird
vertauscht. Bezogen auf uns hat sich damit auch die Links-Rechts Achse des
Bildes geändert.
An einem Auto das wir im Rückspiegel sehen registrieren wir dass es seitenverkehrt
ist, dagegen registrieren wir dies an der Umgebung nicht, wir registrieren nur dass alles auf der
richtigen Seite ist. Auch hier empfinden wir daher das Spiegelbild als etwas eigenartig.
Was bedeutet Links und Rechts genau?
Damit ergibt sich als nächste Frage was Links-Rechts eigentlich genau bedeutet.
Bild 3
Nun das ist eigentlich einfach.
Wenn man bei einem Objekt eine
Oben-Unten Achse definieren kann und eine Vorne-Hinten Achse, also
diesen beiden Achsen eindeutig eine Richtung zuordnen kann, dann kann
man für die dritte Achse Links und Rechts definieren.
Diese Objekte müssen in Richtung Oben-Unten und in Richtung
Vorne-Hinten nicht sehr unsymmetrisch sein, wie wir selbst es sind,
aber ein Oben und Vorne muss eindeutig definierbar sein.
Meist sind diese Objekte, wir selbst oder z.B. ein Auto, in der
Links-Rechts Achse weitgehend symmetrisch, was aber nicht unbedingt
Voraussetzung ist. Wenn bei diversen Maschinen oder Gerätschaften
ein eindeutiges Oben und ein eindeutiges Vorne existiert, so ist
Links-Rechts auch dann definierbar wenn sie in dieser Richtung
unsymmetrisch sind.
Bei einem Baum wo es ein Oben gibt aber kein Vorne kann man auch Links-Rechts nicht
definieren.
Bei einem Eisenbahnwagon kann
man Links-Rechts auch nicht definieren, man kann Links-Rechts nur
für
die momentane Fahrtrichtung angeben.
Bei solchen Objekten nehmen wir im allgemeinen im Spiegel auch
seitenverkehrt nicht wahr, obwohl sie im Spiegel natürlich genau
so seitenverkehrt sind.
Man kann allgemeiner statt von einer Oben-Unten Achse und Vorne-Hinten
Achse auch von einer ersten und zweiten Achse sprechen wenn man eine
Richtung für beide Achsen angibt. Allerdings darf man die beiden
Achsen nicht verwechseln. Denn ein Vertauschen der beiden Achsen, wie
es rechts in Bild 3 dargestellt ist (B), würde jemanden
entsprechen der auf dem Rücken, mit dem Kopf nach rechts, liegt und dann ist Links
und Rechts vertauscht.
Warum kann man im Spiegel jede beliebige Richtung eines Objekts als seitenverkehrt ansehen?
Im
Grunde genommen geht dies bereits daraus hervor dass man sich ein Objekt oder ein Bild um
jede Achse gedreht als seitenverkehrt zum Spiegelbild vorstellen kann (Bild 1 und Bild 2).
Man kann es sich aber sehr gut veranschaulichen wenn man
mit den drei Fingern beider Hände jeweils ein Achsenkreuz simuliert (Bild 4).
Bild 4
Wenn man die beiden Zeigefinger
gegeneinander hält so sieht man die Zeigefinger als
spiegelbildlich bzw. seitenverkehrt, während die beiden anderen
Finger (näherungsweise) in die gleiche Richtung zeigen.
Wenn wir die beiden Mittelfinger gegeneinander halten so sehen wir die
beiden Mittelfinger als seitenverkehrt, während die beiden anderen
Finger wieder in die gleiche Richtung zeigen. Und wenn man die Daumen
gegeneinander hält, so sieht man die beiden Daumen als seitenverkehrt während
wieder die anderen beiden Finger in die gleiche Richtung zeigen.
Bei zwei Objekten die zueinander spiegelbildlich sind (bzw. bei einem
Spiegelbild) kann man also jede beliebige Richtung als spiegelbildlich
bzw. seitenverkehrt ansehen.
Davon dass man bei zwei spiegelbildlichen Objekten (bzw. beim
Spiegelbild) jede beliebige Richtung als seitenverkehrt ansehen kann
machen wir beim Spiegelbild unbewusst Gebrauch. Man kann die drei Finger beider Hände übrigens auch beliebig schief zueinander halten, es
erscheint uns immer die Richtung zwischen den beiden Händen als
spiegelbildlich bzw. seitenverkehrt.
Wir registrieren in diesem Fall aber keine bestimmte Richtung bevorzugt als seitenverkehrt.
Hände in normaler Ansicht
Ganz anders verhält es sich wenn man seine beiden Hände wie im folgenden Bild 5 verwendet.
Bild 5
Im wesentlichen
registrieren wir hier immer die Querrichtung zu den Fingern (die senkrechte
Richtung im Bild)
als
seitenverkehrt unabhängig davon wie wir sie halten.
Im Bild 5
sehen wir schon dass die Längsrichtung der Hände
(quer im Bild) spiegelbildlich ist,
trotzdem registrieren wir die Querrichtung zu den Fingern (senkrecht im
Bild) als seitenverkehrt. Daran ist nichts falsch, denn wie
das Beispiel mit den drei Fingern vorher zeigt kann man ja jede
Richtung zweier spiegelbildlicher Körper als seitenverkehrt
ansehen, es ist aber etwas willkürlich dass wir hier, auf die
Hände bezogen, unbewusst immer die gleiche Richtung
als seitenverkehrt registrieren.
Welche Eigenschaft haben unsere Hände nun quer zu den Fingern? Nun
sie sind quer zu den Fingern immerhin einigermaßen symmetrisch,
während sie in den anderen beiden Richtungen,
Finger-Hand bzw. Handfläche-Handrücken,
ausdrücklich unsymmetrisch sind.
Wir registrieren also bei zwei spiegelbildlichen Objekten unbewusst jene Richtung als seitenverkehrt in
der, im Gegensatz zu den beiden anderen
Richtungen, die Objekte zumindest grob symmetrisch sind.
Oder umgekehrt
ausgedrückt wir nehmen jene beiden Achsen in denen zwei spiegelbildliche Objekte
ausgesprochen unsymmetrisch sind, unbewusst als Bezugsachsen und die
dritte (einigermaßen) symmetrische Achse im Verhältnis dazu als seitenverkehrt.
Das tun wir auch bei uns selbst im Spiegelbild oder z.B. beim Spiegelbild eines Autos auch.
Bei einer Hand ist zwar nicht eindeutig welche Seite der Hand links ist und
welche rechts, da ja ein Oben-Unten auch nicht definierbar ist. Der
Umstand dass eine Richtung im Gegensatz zu den anderen beiden
Richtungen grob symmetrisch ist reicht aber offensichtlich dass wir
immer diese eine symmetrische Richtung als seitenverkehrt registrieren.
Diese Sichtweise ist genau umgekehrt zu den drei Fingern wo wir immer die momentane
spiegelbildliche Richtung auch als seitenverkehrt registrieren.
Dort wo die drei Richtungen im Prinzip gleich aussehen und auch
Links-Rechts nicht definierbar ist, da gibt es auch keine Richtung die
wir bevorzugt als seitenverkehrt registrieren.
Zu jedem Körper gibt es genau einen spiegelbildlichen Körper
Das
Beispiel mit den
drei Fingen bzw. mit den beiden Händen zeigt auch dass man immer
den gleichen gespiegelten Körper erhält, ganz gleich in
welche Richtung man einen Körper spiegelt.
Wie immer man die eine Hand dreht und wendet man kann die zweite Hand
immer so halten dass sie der Spiegelung der ersten Hand entspricht.
Das heißt daher auch dass es zu einem Körper immer ganz genau einen spiegelbildlichen Körper gibt.
Auch im Spiegel sieht man dementsprechend immer den gleichen gespiegelten
Körper auch wenn man den Körper aus unterschiedlicher
Richtung betrachtet.
Zurück zum Spiegelbild
Wie man weiter oben in Bild 1 sieht, bzw. wie man sich mit beiden
Händen veranschaulichen kann, registrieren wir bei bestimmten
Objekten im Spiegel die Links-Rechts Richtung als seitenverkehrt bzw. jene Richtung die im
Gegensatz zu den beiden anderen Richtungen einigermaßen
symmetrisch ist. Bei
uns selbst trifft beides zu.
Es ist dabei völlig gleichgültig in welcher Position wir uns im Verhältnis zum Spiegel befinden.
In Bild 6 ist links ein liegendes
Männchen zu sehen. Auch dieses Männchen registrieren wir als Links-Rechts
seitenverkehrt. Wir nehmen immer die Oben-Unten und die Vorne-Hinten
Achsen des Männchens als Bezugsachsen.
Nur dann wenn wir mit der Seite zum Spiegel stehen oder liegen (Bild 6 rechts) dann
registrieren wir jene Richtung als seitenverkehrt die auch
tatsächlich spiegelbildlich ist, nämlich die Richtung die normal auf die Ebene des Spiegels ist.
Wie gesagt an dieser unbewussten Vorgangsweise ist nichts falsch,
aber es ist eigentlich willkürlich.
Bild 6
Wir vergleichen
unbewusst das Spiegelbild des liegenden Männchens mit einem realen
Männchen das um die senkrechte Achse gedreht ist (A) und
dann ist
tatsächlich die Links-Rechts Achse seitenverkehrt. Man könnte das Spiegelbild auch genau
so gut mit einem realen
Männchen, das um die waagrechte Achse gedreht ist (B), vergleichen,
dann wäre das
Männchen im Spiegel in der senkrechten
Achse (Vorne-Hinten des Männchens) seitenverkehrt.
Auch hier ist das Spiegelbild normal auf den Spiegel, also in
Richtung der Längsachse des Männchens, zum davor liegenden
Männchen seitenverkehrt. Aber das registrieren wir auch hier nicht.
Beim rechten Männchen das mit der Seite zum Spiegel steht nehmen
wir die tatsächlich gespiegelte Richtung auch als seitenverkehrt
wahr. Auch hier könnte man das Spiegelbild genau so gut mit einem
realen Männchen vergleichen das um die senkrechte Achse gedreht
ist (C) oder mit einem Männchen dass um die waagrechte Achse
gedreht ist (D), dann wäre eben eine andere Achse seitenverkehrt. In diesen Fall tun wir das aber nicht.
Auch hier registrieren wir nur einzelne Männchen als
seitenverkehrt, tatsächlich ist immer das Spiegelbild als ganzes
seitenverkehrt (Bild 2).
Man kann das Spiegelbild natürlich auch in jeder beliebig
räumlich schiefen Richtung als seitenverkehrt ansehen.
Das kann
man sich mit seinen beiden Händen vergegenwärtigen oder man
kann sich auch selbst in jeder beliebigen schiefen Position vor den
Spiegel stellen, wir registrieren bei uns selbst immer Links-Rechts als
seitenverkehrt.
Auf den Kopf gestellt
Eine Ausnahme ist vielleicht wenn sich jemand auf den Kopf stellt. Wir
können dann nicht ganz automatisch sagen wo links und rechts der
betreffenden Person ist und dementsprechend registrieren wir es auch im
Spiegel nicht unbedingt.
Auch wenn man einen Spiegel auf den Boden legt und sich darin sieht, so
sehen wir in diesen Fall ein auf den Kopf gestelltes Bild und wir
registrieren nicht Links-Rechts als seitenverkehrt.
Wenn etwas auf dem Kopf gestellt im Spiegel erscheint dann registrieren
wir sogar bei allen Objekten die ein Oben-Unten haben dass sie im Spiegel
umgekehrt erscheinen.
Auf den Kopf gestellt sind die Dinge sonst eben nicht und in
diesem Fall registrieren wir dann auch dass sie in Richtung Oben-Unten
spiegelbildlich sind.
Bei einem Objekt können uns sogar zwei verschiedene Richtungen als seitenverkehrt erscheinen
Wenn wir den Kopf zur Seite neigen oder so drehen dass wir zur Seite schauen so registrieren wir beim Kopf die
Links-Rechts Richtung des Kopfes als seitenverkehrt während wir
beim restlichen Körper die Links-Rechts Richtung des restlichen
Körpers als seitenverkehrt registrieren.
Wenn wir den Kopf nach links neigen so
ist unser Körper links vom Kopf aus gesehen. Im Spiegel ist es
umgekehrt. Aus der Sicht des Körpers ist der Kopf nach links
geneigt. Im Spiegel ist es
umgekehrt.
Selbst an einem einzelnen Objekt (an uns selbst) registrieren wir also unter bestimmten Bedingungen unterschiedliche
Richtungen als seitenverkehrt.
Dies zeigt besonders gut wie subjektiv wir eine bestimmte Richtung als seitenverkehrt registrieren.
Buchstaben und Ziffern
Ganz interessant sind auch Buchstaben und Ziffern.
Viele Buchstaben sind in Richtung Links-Rechts genau so unsymmetrisch
wie in Richtung Oben-Unten. Von der Symmetrie her ist es also in dem
Fall nicht zu erklären warum wir eine bestimmte Richtung im Spiegel als seitenverkehrt sehen.
Wir wissen aber wo bei einem Buchstaben Oben ist und wir
wissen wie ein Buchstabe Links und Rechts aussieht wenn wir das Papier
von vorne ansehen.
Unser Seitenverkehrt Sehen beruht zwar hier auch darauf dass
wir Links und Rechts registrieren, aber nicht auf einer weitgehenden
Symmetrie zwischen Links und Rechts, sondern darauf dass wir wissen wie
Links und Rechts aussehen muss wenn wir von vorne auf das Papier sehen
und wir auch wissen wo bei einem Buchstaben Oben
ist.
Bild 7
Das Grundprinzip ist zwar das
gleiche, aber die Ursache dafür warum wir eine ganz bestimmte
Richtung als seitenverkehrt registrieren ist nicht immer ganz
identisch. Es kann eine näherungsweise Symmetrie nur in dieser
einen Richtung sein (Hände), aber es kann auch eine bestimmte und bekannte
Unsymmetrie in dieser Richtung sein (Buchstaben).
Buchstaben und Ziffern registrieren wir im Spiegel sofort als seitenverkehrt.
Autos
Autos sind Links-Rechts weitgehend symmetrisch, aber sie haben einen
markanten Unterschied, das Lenkrad ist in unseren Breiten immer auf
der linken Seite. Diesen markanten Unterschied zwischen Links und
Rechts registrieren wir im Spiegel sofort als seitenverkehrt.
Und die Buchstaben und Ziffern am Nummernschild registrieren wir im Spiegel auch sofort als seitenverkehrt.
Menschen
Wenn wir ruhig vor einem Spiegel stehen so registrieren wir
seitenverkehrt bei uns selbst nicht unbedingt, wir sind einfach
zu Links-Rechts symmetrisch. Wenn wir uns aber bewegen, etwa eine Hand, dann
registrieren wir seitenverkehrt sofort.
Ein gewisses Maß an Unsymmetrie ist also notwendig, denn sonst
kann man seitenverkehrt auch nicht registrieren. Bei völliger
Symmetrie sind beide Seiten schließlich gleich.
Hände
Zu den Händen wäre noch zu sagen dass wir seitenverkehrt registrieren wenn wir beide
Hände nebeneinander betrachten oder eine Hand unmittelbar vor den Spiegel
halten. Sonst fällt uns seitenverkehrt bei den Händen im
Spiegel allerdings schon nicht mehr auf.
Schränke
Nicht ganz uninteressant ist auch dass wir Schränke im Spiegel
nicht als seitenverkehrt registrieren, obwohl diese ein eindeutiges
Oben und Vorne haben und damit Links-Rechts eindeutig definierbar ist.
Links und Rechts haben bei Schränken für uns aber praktisch
keine Bedeutung, sie stehen ja ohnehin immer an der gleichen Stelle.
Sie haben auch kein eindeutiges Merkmal auf einer Seite wie ein Auto,
sie können völlig symmetrisch sein aber sie können auch recht
unsymmetrisch sein (Türen, Laden). Hätten alle Schränke
ein gemeinsames Merkmal, z.B. auf der linken Seite Laden, so würden wir sie vermutlich im
Spiegel auch als seitenverkehrt registrieren.
Interessant ist also dass wir seitenverkehrt im Spiegel nicht registrieren wenn Links-Rechts für
uns keine Bedeutung hat und auch kein eindeutiges Merkmal
besteht, selbst dann nicht wenn Links-Rechts eindeutig definierbar ist.
Bei völliger Symmetrie sind allerdings ohnehin beide Seiten gleich
und man kann auch keinen Unterschied sehen.
Wenn man ganz bewusst einen Schrank mit seinem
Spiegelbild vergleicht (vorausgesetzt es besteht eine gewisse Unsymmetrie) dann registrieren wir Links-Rechts als
seitenverkehrt, aber eben auch nur dann.
Türen und Fenster
Auch bei Türen und Fenstern registrieren im Alltag normalerweise
nicht ob sie links oder rechts angeschlagen sind und wir nehmen auch im
Spiegel seitenverkehrt nicht wahr. Auch hier hat Links-Rechts für
uns kaum eine Bedeutung.
Links angeschlagen heißt übrigens dass die Türangel
links ist wenn eine Tür zu einem her aufgeht. Vorne und Hinten
ist
zwar bei einer Tür nicht definierbar, aber in welche
Richtung sie aufgeht schon. Welche der beiden Seiten Links ist und
welche Seite Rechts ist hier allerdings willkürlich definiert.
Auch hier sehen wir, wenn wir
eine Tür und das Spiegelbild ganz bewusst vergleichen, die
Links-Rechts Richtung als seitenverkehrt.
Andere Objekte
Bei anderen Objekten registrieren wir seitenverkehrt im Spiegel ohnehin nicht.
Wenn wir allerdings ein Objekt ganz bewusst mit seinem Spiegelbild
vergleichen so registrieren wir im allgemeinen die Querrichtung im
Spiegel als seitenverkehrt, also jene Richtung die wir auch bei uns
selbst meist als seitenverkehrt im Spiegel sehen.
Links - Rechts aus unserer Sicht
Bei uns Menschen oder bei Fahrzeugen betrachten wir Links - Rechts aus
Sicht des Objekts. Menschen und Fahrzeuge bewegen sich im Raum, wo
bei anderen Menschen oder auch bei Fahrzeugen Links und Rechts ist, ist
für uns daher schon von Interesse.
Bei Kästen und Schränken meinen wir Links oder Rechts im
allgemeinen aus unserer Sicht. Kästen und Schränke spazieren
nicht herum wie wir Menschen und sie fahren auch nicht herum wie
Fahrzeuge. Links - Rechts aus Sicht des Objektes hat hier für uns
also kaum eine Bedeutung.
Aber auch bei Buchstaben betrachten wir Links und Rechts aus unserer Sicht. Wir betrachten das Papier ohnehin immer von vorne.
Objekte die wir seitenverkehrt und nicht seitenverkehrt sehen
Im folgenden Bild 8 sind die beiden Männchen mit etwas "Landschaft" dargestellt.
Bild 8
Rechts (A) sieht man wieder was
wir registrieren nämlich dass die beiden Männchen
seitenverkehrt sind. Dagegen nehmen wir bei der Umgebung wie hier bei
einem Baum eben nur wahr dass er auf der richtigen Seite ist.
Tatsächlich ist
natürlich das ganze Bild das wir im Spiegel sehen seitenverkehrt,
ein Foto von vorne um eine Achse gedreht sieht so aus wie es rechts unten
im Bild 8 (B) dargestellt ist.
Ganz ausdrücklich haben wir diesen Effekt auch wenn wir im
Rückspiegel eines Autos ein anderes Auto sehen. Beim Auto nehmen
wir wahr dass es seitenverkehrt ist, nicht aber bei dessen Umgebung.
Bei der Umgebung sehen wir nur dass alles auf der richtigen Seite
ist
Ein Bild von hinten gesehen
In Bild 9 ist dargestellt wenn
man ein Foto der beiden Männchen
auf durchsichtiges Papier druckt und vor den Spiegel hält.
Bild 9
Wenn
man das Bild von hinten betrachtet so sieht man natürlich auch das Gesicht der
Männchen und nicht deren Rückseite. Das
heißt also ein Foto von hinten betrachtet oder etwa ein auf Glas
gemaltes Bild von hinten betrachtet entspricht dem Spiegelbild.
Da man ja das durchscheinende Bild um jede beliebige Achse umdrehen
kann, so dass man es von vorne sieht, zeigt dass auch besonders
anschaulich dass man ein Spiegelbild um jede beliebige Achse als
spiegelbildlich ansehen kann.
Drehrichtung Rechts - Links
Die Definition der Drehrichtung passt eigentlich auch noch ganz gut zum Thema.
Bild 10
Wenn die beiden
Männchen wie in Bild 10 links (A) so angeordnet sind wie die Zeiger
einer Uhr, wobei das Oben der Männchen nach außen zeigt, und
sie sich aus ihrer Sicht nach rechts drehen, so ist das Rechtsdrehend.
Im Uhrzeigersinn drehend ist daher aus unserer Sicht Rechtsdrehend. Aus
Sicht der Uhr sind die die Zeiger dagegen Linksdrehend. Denn wenn uns
das Vorne der Uhr entgegensieht, so wie die Zeiger-Männchen im
Bild rechts (B) dann drehen sie sich aus ihrer Sicht nach Links.
Im Spiegel sehen wir die Drehrichtung wieder umgekehrt.
Die Uhr im Spiegel erscheint uns aus unserer Sicht Linksdrehend,
während sie aus Sicht der gespiegelten Uhr Rechtsdrehend erscheint.
Rechtsgewinde - Linksgewinde
Ein Rechtsgewinde besteht dann wenn sich die Männchen
aus ihrer Sicht nach Rechts drehen und sich dabei auf einem Gewinde in Richtung Vorne der
Männchen bewegen. Ein Linksgewinde besteht dann wenn sich die
Männchen aus ihrer Sicht nach Links drehen und sich dabei nach Vorne
bewegen.
Rechtsdrehend oder Linksdrehend
hängt davon ab aus welcher Richtung man es betrachtet. Ein
Rechtsgewinde ist dagegen immer ein Rechtsgewinde.
Im Spiegel erscheint uns ein Rechtsgewinde allerdings wieder als ein Linksgewinde und umgekehrt.
Rechtsdrehung wie bei einem rechtsdrehenden Gewinde wird oft mit der
Korkenzieherregel erklärt. Das setzt aber voraus dass man bereits
weiß dass ein Korkenzieher einem Rechtsgewinde entspricht und man eine
Vorstellung davon hat.
Mit den beiden Zeiger-Männchen lässt sich dagegen
Rechtsdrehend und Linksdrehend prächtig erklären, auf diese Weise sieht man es recht anschaulich.
Schlussbemerkung
Es ist noch zu sagen dass im Zusammenhang mit dem Spiegelbild einige reichlich unsinnige Aussagen auch verbreitet werden.
So wird mitunter behauptet dass Männchen die sich auf einem
anderen Planeten ständig auf den Kopf stellen würden um
in die Gegenrichtung zu sehen im Spiegel auch auf den Kopf
gestellte Männchen sehen würden. Das ist ein fester Unsinn
denn das Spiegelbild ist ja deswegen seitenverkehrt weil in der Ebene des
Spiegels alles dort bleibt wo es ist. Allenfalls würden sie die
Oben-Unten Achse als seitenverkehrt registrieren. Aber das tun wir bei
einem liegenden Männchen auch dazu braucht man sich keine
abstrusen Männchen auf einem anderen Planeten vorzustellen.
Ein fester Unsinn ist es auch wenn mitunter Psychologie für das
seitenverkehrte Bild im Spiegel verantwortlich gemacht wird. Wir haben
zwar von der Natur nur wenig natürliches Verständnis für
die Geometrie des Spiegelbildes mitbekommen, das ist aber nicht eine Frage der
Psychologie, es ist eine Frage des Verstehens geometrischer Zusammenhänge.
Ein umgestülpter Handschuh der linken Hand entspricht der Form der
rechten Hand. Das aber als den Grund dafür sehen zu wollen dass wir
eine bestimmte Richtung als spiegelbildlich registrieren ist ein
glatter Unsinn.
Auch von einem Spiegelparadoxon zu sprechen macht übrigens nicht
viel Sinn, denn das Spiegelbild ist ja durchaus real erklärbar und
nachvollziehbar.
Wie gesagt, es ist leider noch einiger weiterer Unsinn als "Erklärung" für das Spiegelbild im Umlauf.
Es sind aber da und dort auch brauchbare Beschreibungen des Spiegelbildes zu finden.
Allenfalls könnte man sich zu recht die Frage stellen warum wir so
wenig
natürliches Verständnis für das Spiegelbild mitbekommen
haben. Aber in der Natur gibt es eben keine Spiegel. Das
Verständnis des
Spiegelbildes hat im Laufe der Evolution keine
Rolle gespielt. Man muss es sich ganz elementar überlegen wenn man diese Zusammenhänge verstehen will.
Man braucht es nur mit dem räumlichen Sehen zu vergleichen, die
geringfügig unterschiedliche Perspektive beider Augen setzt sich
in unserem Kopf zu einem räumlichen Bild zusammen.
Wir haben auch
keinerlei Problem uns ein ebenes zweidimensionales Bild als räumlich,
also dreidimensional vorzustellen.
Dort wo es von Vorteil war sind in
unserer
Evolution, wohl bereits lange vor der Evolution zum Menschen,
Fähigkeiten entstanden die erstaunlich sind.
Aber, wie gesagt, das Spiegelbild hat in unserer Evolution eben keine
Rolle gespielt, unser natürliches Verständnis dafür ist
eher mäßig. Wir kommen aber mit dem Spiegelbild ja
eigentlich auch
ganz gut zurecht nur
dass wir uns wundern warum wir manche Objekte seitenverkehrt im Spiegel
sehen.
Hier ist noch eine etwas ältere Beschreibung des Spiegelbildes wo aber noch einige weitere Aspekte behandelt werden.
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