Der Wankelmotor
Warum sich der Wankelmotor nicht durchsetzen konnte
Vorteile und Nachteile
Warum konnte sich eigentlich der Wankelmotor nicht durchsetzen?
Auf den ersten Blick hat er eine Reihe von Vorteilen. Der Wankelmotor
hat einen Drehkolben der bei einer Umdrehung drei Arbeitstakte
hat. Das bedeutet eine ausgesprochen kompakte Bauweise. Die vier Takte
sind vergleichbar dem Viertaktmotor, Ansaugen, Verdichten, Arbeitstakt
und Auspufftakt. Eine Nockenwelle ist nicht notwendig.
Das erscheint zunächst vielversprechend, leider hat der Wankelmotor noch gravierendere Nachteile.
Beim Hubkolbenmotor ist die Form des Kolbens und des Zylinders im
Prinzip einfach, eben zylinderförmig. Das ist bei der
Fertigung ein Vorteil.
Beim Wankelmotor besteht der Drehkolben aus drei
Kreisbogenstücken. Das Außengehäuse,
gewissermaßen das Gegenstück zum Zylinder, hat eine
kompliziertere Form. Das
lässt sich natürlich fertigen aber es ist bereits etwas
aufwendiger als beim Hubkolbenmotor. Die Fertigung dieser Teile ist
allerdings nicht das große Problem.
Abdichtung
Ein wirkliches Problem ist dagegen das Abdichten zwischen Drehkolben und Außengehäuse.
Beim Hubkolbenmotor sind im Kolben mehrere Kolbenringe untereinander angebracht.
Die Schmierung erfolgt von unten aus dem Kurbelgehäuse. Damit
nicht zuviel Öl am Zylinder bleibt, ist unten am Kolben meist noch ein
Ölabstreifring. Damit bleibt am Zylinder ein dünner
Schmierfilm vorhanden, der aber ausreicht um Kolben und Kolbenringe zu
schmieren. Da man am Kolben mehrere Kolbenringe untereinander
anbringen kann ist damit die Abdichtung des Brennraumes gegen das
Kurbelgehäuse gewährleistet. Das Abdichten ist beim
Hubkolbenmotor daher kein Problem.
So einfach ist das beim Wankelmotor nicht. An den drei
querliegenden Außenkanten
des Drehkolbens, die die
einzelnen Räume verschiedener Takte voneinander
trennen,
kann man jeweils nur eine einzelne Dichtleiste
anbringen. Das nächste Problem ist aber die Schmierung dieser
Dichtleisten. Man kann diese Dichtleisten nicht wie beim Hubkolbenmotor
von einer Seite schmieren, da ja auf beiden Seiten verschiedene Takte stattfinden. Es bleibt also nichts übrig als, wie
beim
Zweitaktmotor, zum Treibstoff etwas Schmieröl dazu zu geben oder
mit etwas Frischöl zu schmieren, was für die Abgase
schädlich ist.
Die Dichtheit dieser Dichtleisten, die Schmierung und der
Verschleiß der Dichtleisten und die daraus resultierenden
negativen Auswirkungen auf die Wirtschaftlichkeit und die Abgase blieben immer
ein Problem.
Die seitlichen Dichtleisten, die zur Kolbenmitte hin abdichten sind
vielleicht weniger problematisch, aber mehrere Dichtleisten sind auch
hier nicht ohne weiteres unter zu bringen.
Verbrennungsraum
Ein weiteres Problem ist die Form des Verbrennungsraumes.
Bei Hubkolbenmotoren ist der Verbrennungsraum in grober Näherung
zylinderförmig bis halbkugelförmig. Jedenfalls hat der
Verbrennungsraum eine einigermaßen kompakte Form. In diesen
Verbrennungsraum ragt die Zündkerze etwas hinein. Diese kompakte
Form des Verbrennungsraumes ist für die Verbrennung von Vorteil.
Völlig anders sieht das beim Wankelmotor aus.
Der Wankelmotor hat einen langen flachen Verbrennungsraum. Nachdem
die Dichtleisten über die Zündkerzen gleiten müssen,
sind die Zündkerzen etwas zurück versetzt. Der flache
Verbrennungsraum ist für eine rasche und gleichmäßige
Verbrennung ungünstig, die Verbrennung muss sich über diesen
flachen Raum ausbreiten. Die zurückversetzte Zündkerze ist
für das Zünden natürlich auch kein Vorteil. Darüber
hinaus führt die große Oberfläche dieses
Verbrennungsraumes zu einer größeren Wärmeabgabe. Hohe
Temperatur heißt hoher Druck und es sollte daher möglichst
wenig Wärme nach außen abgegeben werden, sondern der hohe
Druck sollte zu einem möglichst hohen Teil für die Bewegung
des Kolbens genutzt werden. Auch dies wirkt sich negativ auf die Wirtschaftlichkeit aus.
Mit einem Wort
Der Wankelmotor hat einige Vorteile wie die Drehbewegung des Kolbens
und eine kompakte
Bauweise. Leider hat er aber noch gravierendere Nachteile wie das
Problem mit der Abdichtung,
der Schmierung der Dichtleisten und den Verschleiß derselben. Der
flache Verbrennungsraum ist ein Nachteil für den
Verbrennungsvorgang. Beides wirkt sich nachteilig auf
Wirtschaftlichkeit und auch auf die Abgase aus. Diese Nachteile
konnten nie wirklich überwunden werden.
Das sind die wesentlichen prinzipiellen Nachteile, was nicht
heißt dass nicht noch weitere weniger offensichtliche Nachteile
bestehen.
Schlußpunkt
Die Firma NSU ist leider geradezu ein Paradebeispiel dafür
was man riskiert wenn man zu innovativ sein will. Der Ro 80, in den NSU
den Wankelmotor eingebaut hatte, war in vieler Hinsicht seiner Zeit
weit voraus. Er war für die damalige Zeit ein moderner
Fronttriebler in verhältnismäßig
stromlinienförmiger Form.
Im Aussehen wirkt der Ro 80 selbst heute noch mehr oder weniger modern,
ein nahezu zeitlos gelungenes Fahrzeug. Nur mit dem Wankelmotor wagte
NSU eben zuviel, die Firma musste an den VW-Konzern verkauft
werden. Der K 70, ein etwas kleineres Fahrzeug mit Hubkolbenmotor, kam
zu
spät. NSU wurde in die Marke Audi eingegliedert, der K 70 kam als
VW
auf den Markt. Die Technik des K 70 und des Ro 80 (nicht der
Wankelmotor)
ist in den VW Konzern eingeflossen, die Firma bzw. die Marke NSU hat es
aber nicht
überlebt.
Das genaue Gegenteil davon ist übrigens die Firma Lanz mit ihren
Glühkopfmotor. Sie wollten eine bewährte Technik die sie
über Jahrzehnte gebaut hatten nicht aufgeben bis es zu
spät war. Der "Lanz Bulldog" Traktor ist bis heute ein Begriff,
die Firma Lanz musste aber an die Konkurrenz verkauft werden.
Zu innovativ sein zu wollen kann am Ende genau so gefährlich sein wie zu wenig innovativ zu sein.
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10.7.2018 aktualisiert: 6.2.2019